Arne Schmitt
15.02.2014 –
16.03.2014
Die autogerechte Stadt
Dem in Bremen geborenen Stadtplaner und Architekten Fritz Schumacher wird das Bonmot zugeschrieben, Städtebau sei "die Kunst des Möglichen". Mehr noch als die Architektur bestimmt die Verkehrsplanung den Gebrauch der Stadt – das Fließen von Menschen und Fahrzeugen, die Aufteilung in Grundflächen zu errichtender Bauten. Gleichzeitig unterliegt sie sehr viel stärker praktischen Erwägungen und tritt weniger direkt in den Blick als die sehr viel repräsentativer wirkende Architektur – noch heute ist häufig die Rede von "Körper" und "Antlitz" der Stadt.
Besonders in der Zeit des Wiederaufbaus der kriegszerstörten bundesdeutschen Städte war die Frage des zu planenden Straßennetzes primär: erst wenn der äußere Rahmen, die innere Struktur feststünde, könne mit dem eigentlichen Bauen begonnen werden. Wie diese Struktur aussehen sollte, ob sie sich an dem Grundriss der alten Stadt orientieren oder völlig frei formieren sollte, war Gegenstand hitziger Diskussionen. So entstand eine ganze Reihe programmatischer Schriften und Begriffe.
Arne Schmitt verhandelt den Begriff der "autogerechten Stadt" in Form von Text, Fotografie, Projektion und Buch. Dabei untersucht er die reaktionären Implikationen und progressiven Anteile der Nachkriegsstadtplanung, in der dem Auto- und Fußgängerverkehr eine je eigene Sphäre im Stadtraum geschaffen werden sollte. Auf diese Weise sollte ein reibungsloser Verkehrsfluss, sicherer Fußgängerverkehr und ruhiges Wohnen ermöglicht werden. Der Blick, den Schmitt auf spezifische städtebauliche Objekte wie die Sennestadt bei Bielefeld und die Hauptverkehrsstraßen Hannovers richtet, ist der konkreten Gegenwart ebenso eng verhaftet wie dem historischen und ideologischen Boden, auf dem diese gewachsen sind.
Teil der Ausstellung ist das Buch "Geräusch einer fernen Brandung", das zum Ende der Ausstellung bei Spector Books erscheint. Es wird im Rahmen der Finissage mit einem Gespräch zwischen der Autorin Kathrin Peters und Arne Schmitt vorgestellt.