Ingo Vetter
22.04.2017 –
27.05.2017
Keramik aus zweitausend Jahren
Ingo Vetters Serien Generika und Neue Form thematisieren weniger das Verhältnis von Kunsthandwerk und bildender Kunst, als Geschichte und Gegenwart keramischer Produktion. Die Produktion von Keramik ist handwerklich, riskant und fehleranfällig; ihre Ergebnisse sind greifbar, schwer und zerbrechlich. Dabei bilden die beiden Serien - große, antik anmutende Amphoren auf der einen, und kleinere Nachbildungen von Kunststoffflaschen, Getränkedosen und Baueimern auf der anderen Seite - gewissermaßen eine Schlaufe:
Die Amphoren der Serie Generika erinnern an südeuropäisches und asiatisches Altertum, an individuelle, kunstvolle Handarbeit also. Ihre schwere Masse entspricht nicht ihrem Material: so grob die Gefäße auch aussehen mögen, sie sind aus feinem französischen Porzellan gegossen. Ihre Prototypen hat Vetter aus Styropor gedrechselt. Die Oberflächen der Töpfe erinnern daran. Die leichten und gefälligen Farben ihrer Innenseiten lassen an billige Vasen aus dem Baumarkt oder Dekorationsgeschäft denken. Tatsächlich hat Vetter sie für die Galerie in kleinen Serien produziert.
Die Gefäße der Serie Neue Form hingegen sind gedrehte Einzelstücke, obgleich ihre Vorbilder, die Eimer, Dosen und Flaschen, industriell gefertigte Massenprodukte sind. In ihrer Gestalt, Farbe und Bemalung spielen sie auf traditionelles deutsches Bauerngeschirr an, Westerwälder Steinzeug, dessen Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht. Die westdeutsche Salzkeramik ist ähnlich dem chinesischen Porzellan weltberühmt. Obwohl die Gegenstände selbst der Massenwarenwelt entstammen, wirken sie mit ihren hellen Farben und den aus Messing gefertigten Kappen, Laschen und Henkeln edel.
Auf diese Weise sind Vetters Keramiken Dinge voller produktionsästhetischer und produktionsgeschichtlicher Widersprüche.