Ulli Bomans
Jessica Buhlmann
Sofia Duchovny
Sibylle Springer

18.08.2018 –
09.09.2018

Mit Karten von Hannah Wolf

im Interim

Ein Bild ist nicht nur ein Abbild, Bilder sind immer materiell. Sie bestehen aus einem Auftrag, Pigmentpulver oder Paste, Graphit oder Zeitungsauschnitten und einem Träger, Leinwand oder Karton. Indem ein Bild materiell ist, kann es auch zerstört werden. Es ist lebendig und führt den Index seiner Geschichte mit sich. Ein Bild ist Veränderungen unterworfen, organisch zersetzt werden kann es auf unterschiedliche Weise: durch Fäulnis und Pilz, Verbleichen und Verwaschen oder durch Verdorren und Verbrennen. Diese Prozesse können mit malerischen Mitteln, mit dem Pinsel oder durch Schüttungen forciert oder auch nur imitiert werden. Man kann ein Bild mutwillig zerstören, es niederbrennen oder versenken. Man kann seine Reste aufheben, sie neu zusammenfügen und erretten. Indem ein Bild materiell ist, ist es immer schon mehr als ein Bild. Es zeigt nicht nur etwas von der Welt, es ist selbst weltlich, ganz und gar. 

 

Ulli Bomans (geb. 1973, Kandel, Pfalz) studierte in Kassel bei Alison Knowles und Dorothee von Windheim. Er arbeitete eng mit Alison Knowles zusammen und nahm an ihren Performances in Bremen, Kassel, Paris und New York teil. Unter den Namen „Shrubbn!!" und  „Schieres" sowie als Teil der Gruppe „Gladbeck City Bombing" führt Bomans experimentelle, elektronische Musik auf. Seit 2011 arbeitet er an seinen aufwendigen Collagen. Die Serie „Snipets" besteht aus Material, das er auf seinen Reisen auf den Straßen und an den Mauern findet. So entstehen aus dem Müll von Städten wie Detroit, Mexico City und Belgrad deren Portraits.

Jessica Buhlmann (geb. 1977, Potsdam) studierte an der UDK in Berlin. Für ihre Bilder verwendet sie unterschiedliche Materialien wie Öl, Tusche, Akryl und Sprühfarbe. Ein Teil von Buhlmanns  Arbeiten besteht aus Schüttungen. Dabei vermischt sie sehr flüssiges Öl und wasserlösliche Farben miteinander, wodurch die Oberfläche der Ölfarbe aufgebrochen wird und sich unregelmäßige organische, raue Oberflächen bilden, in die sie während der langen Trocknungszeit mit Pinsel, Tüchern oder Gittern eingreift. Die glatten Kompositionen, die Buhlmann darüberlegt, beziehen sich formal und farblich auf den vorhandenen Grund.

Sofia Duchovny (geb. 1988, Moskau) beschäftigt sich in Ihrem Werk mit Formen der Transformation und Flexibilität. Unwillkürlich ist sie als Künstlerin  dabei eine Art  gesellschaftliches Role model. In ihren aktuellen Arbeiten verbaut Duchovny Zeltstangen zu konkaven, blütenartigen Skulpturen, die sie mit Textilien bezieht. Indem sie zum Bespannen transparente Stoffe mit Rüschen und Bändern verwendet,  erhalten ihre Skulpturen eine weibliche Konnotation. In der Ausstellung ist eine ältere Arbeit zu sehen, ein abgebranntes Bild. Duchovny hat hierfür einen Metallrahmen mit Wachs gefüllt und ihn an der Ausstellungswand abgebrannt. Die Schwere des verkäuflichen Tafelbildes löst sich in Rauch auf und verbleibt an der Wand als rußige Brandspur.

Sibylle Springer (geb. 1975, Münster) ist Malerin.  Ihr Interesse gilt extremen Erfahrungen, Geschwindigkeit, Lust und Gewalt. Ihre Motive übernimmt sie aus Kunstgeschichte und Massenkultur und bearbeitet sie neu. Im Vordergrund ihrer aktuellen Arbeiten stehen Szenen von Folter und Mord, die sie in Gemälden der Renaissance, des Barock oder des Rokoko findet. Daneben thematisiert Springer das ambivalente Verhältnis zwischen Sexualität, Lust und Gewalt. Wiederholt findet man in diesen Bildern Verschiebungen, die auf filmischen Mitteln wie Schwenk und Zoom basieren. In neueren Arbeiten übernimmt Springer scheinbar unschuldige Motive:. Blumensträuße oder Frauenportraits, die sie durch den morbiden Einsatz der Farbe unheimlich erscheinen lässt. Tatsächlich imitiert dabei Springer organische Zersetzungsprozesse.